Mergers and Acquisitions im sozialen Umfeld: Impact Due Diligence für gemeinnützige Organisationen

 

Der Anglizismus „Mergers and Acquisitions (M&A)“ mutet kompliziert an; auch auf den zweiten Blick. Er kommt vor allem im gewerblichen Bereich vor und bewegt sich wellenförmig. Sein zyklisches Auftreten hat, insbesondere in den USA, seit Ende des 19. Jahrhunderts zu sechs sog. M&A-Wellen geführt.

Aber welche Bedeutung hat der Begriff für Wohlfahrtsverbände? Zeigt er, angesichts der demografischen Entwicklung, der aktuellen Niedrigzinsphase und dem zunehmenden Optimierungsdruck zur Wirtschaftlichkeit, ein Lösungsmodell auf? Welche Rolle spielt das Thema gemeinnützige Wirkung (Impact) hierbei?

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Begriffsdefinition – engste Form der Kooperation

Der Terminus „Mergers and Acquisitions“ bezieht sich in seinem Kern – der Bezeichnung entsprechend – auf Zusammenschlüsse bzw. Verschmelzungen sowie Akquisitionen bzw. Käufe und Verkäufe von Unternehmen. Im weiteren Sinne werden auch andere Kooperationsformen wie strategische Allianzen und Joint Ventures unter dem Begriff subsumiert. Mergers and Acquisitions stellen allerdings kein allgemeingültiges Synonym für Unternehmenskooperationen dar; sie bilden nach ihrem Grundverständnis vielmehr die letzte und engste Form der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen.

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Bedeutung für Wohlfahrtsverbände

Viele Verteter/innen gemeinnütziger Organisationen befürchten, dass sie ihre Werte im Transformationsprozess zur Sozialwirtschaft verlieren könnten. Oltmann formuliert dies in seiner Rezension des Buches „Sozialwirtschaft und soziale Arbeit im Wohlfahrtsverband“ von Brinkmann wie folgt: „Die Sorge um und die Verantwortung für die Schwächsten in unserer Gesellschaft sollte ziel- und handlungsleitend für die Soziale Arbeit sein und nicht mainstream-orientierte und effekthaschende Rechenexempel.“ Eines darf an dieser Stelle allerdings nicht vergessen werden, Gemeinwohlorientierung und betriebswirtschaftliche Optimierung stellen nicht zwangsläufig einen Widerspruch dar, ganz im Gegenteil: Betriebswirtschaftlich effiziente gemeinnützige Organisationen können sogar in höherem Maße nach innen (zB faire Entlohnung des Personals) sowie nach außen (Förderung der Wohlfahrtspflege) missionsentsprechend und selbstbewusst agieren. Ein Optimierungswerkzeug können Mergers and Acquisitions bilden.

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Verlauf eines M&A-Prozesses:

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1. Überblick

Der M&A-Prozess beginnt mit der Suche nach geeigneten Unternehmen. Im Anschluss erfolgt die Evaluation potenzieller Zielunternehmen („Due Diligence“), gefolgt von Verhandlungen mit den Gesellschaftern und/oder dem Management des ausgewählten Unternehmens. Der Vorgang wird von Unternehmensberatern, Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfern oder Investmentbanken begleitet.

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2. „Impact Due Diligence“ als Besonderheit für gemeinnützige Organisationen

Due Diligence (DD) bezeichnet eine mit „gebotener Sorgfalt“ durchgeführte Risikoprüfung, die grundsätzlich durch den Käufer im Rahmen von M&A-Transaktionen erfolgt.

Gemeinnützige Organisationen verfolgen mit ihren gemeinwohldienlichen Satzungszwecken nicht in erster Linie eine Gewinnmaximierungs-Strategie, sondern sie intendieren eine größere Projektwirkung für die Allgemeinheit. Förderinitiativen wie etwa die Skala-Initiative der Unternehmerin Susanne Klatten nehmen diesen Gedanken auf und statuieren ihn als Maxime für die Gewährung von Unterstützungsleistungen. Aber nicht nur Mäzene und Förderstiftungen achten auf die Wirkung und deren transparente Darstellung. Auch Behörden und Unternehmen sowie andere externe Stakeholder wie Politik und Medien setzen eine Wirkungsmessung zunehmend voraus.

Angesichts der Wichtigkeit der Wirkungsorientierung muss diese auch in einem eigenen zukunftsgerichteten Prüfungsprozess berücksichtigt werden: einer „Impact Due Diligence“. Hier steht die Frage im Vordergrund, ob nach dem Zusammenschluss die bisherigen Wirkungsziele der beteiligten gemeinnützigen Organisation aufrecht erhalten und erwartungsgemäß auch optimiert werden können. Die reine Zusammenlegung der bisherigen Ressourcen hat nicht automatisch zur Folge, dass sich auch die Wirkung der gemeinnützigen Projekte in gleicher Weise erhöht.

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Zusammenfassung

Mergers and Acquisitions erweitern, als engste und letzte Form der Kooperation, auch für gemeinnützige Organisationen die Handlungsoptionen.

Im Rahmen der Risikoprüfung (Due Diligence) sollte bei Beteiligung gemeinnütziger Organisationen zusätzlich eine „Impact Due Diligence“ hinsichtlich der künftigen Wirkung der gemeinnützigen Zielsetzungen durchgeführt werden.

Näher hierzu: Schunk, Martin, M&A im sozialen Umfeld: Impact Due Diigence für gemeinnützige Organisationen, in: Zeitschrift für Stiftungs- und Vereinswesen (ZStV), Heft 1 2018